Chatbots

Was sind eigentlich Chatbots? Das fragten sich viele spätestens seit März 2016, als es der Chatbot namens Tay von Microsoft in die Schlagzeilen schaffte. Innerhalb weniger Stunden wurde der Chatbot mit künstlicher Intelligenz zum Rassisten und musste vom Netz genommen werden, obwohl er auf Twitter ursprünglich lernen sollte, wie junge Menschen heutzutage reden.

Chatbots gibt es eigentlich schon sehr lange, der erste war Eliza, eine virtuelle Psychotherapeutin, die 1966 vom deutsch-amerikanischen Informatiker Joseph Weizenbaum vorgestellt wurde. Einer breiten Öffentlichkeit wurden Chatbots allerdings erst im Jahr 2016 bekannt, als Chatbots nach Fällen wie Tay immer häufiger in den Medien diskutiert wurden. Besondere Bekanntheit erlangten sie durch ihre Einführung auf der Social-Media-Plattform Facebook. Dort sind sie seit April 2016 über den Facebook Messenger nutzbar und etablierten sich schnell.

Zudem werden Chatbots zunehmend von verschiedensten Unternehmen zu Marketingzwecken genutzt, da sie einen schnellen Informationsaustausch zwischen Anbieter und Kunde ermöglichen.

tay
Tweets von Tay

 

Funktion von Chatbots

Doch wie funktioniert so ein Chatbot jetzt eigentlich? In vereinfachter Form ist ein Chatbot ein textbasiertes Dialogsystem, bestehend aus einer Textein- und –ausgabemaske, über die sich in natürlicher Sprache kommunizieren lässt.

Vereinfacht dargestellt: to chat = plaudern, sich unterhalten; bot = Roboter => chatbot = Programm, mit dem man sich in natürlicher Sprache unterhalten kann

Allgemein lässt sich sagen, dass Chatbots technisch eher Suchmaschinen ähneln, da sie auf Datenbanken mit Antworten und Erkennungsmustern zurückgreifen. Mit künstlicher Intelligenz oder gar natürlicher Intelligenz haben die meisten hingegen wenig zu tun, obwohl sie natürlich intelligente (oder intelligent wirkende) Unterhaltungen mit Nutzern führen können. Der Großteil der Chatbots versucht gar nicht wie ein menschlicher Chatpartner zu wirken, sondern reagiert nur auf bestimmte Befehle (z.B. Ja/Nein, vorgegebene Buttons zum Anklicken) (Wenn Chatbots hingegen wie ein menschlicher Chatpartner wirken, spricht man vom Eliza-Effekt.)

Anwendung finden Chatbots in erster Linie im Informationsaustausch, zum Sammeln von Feedback und Daten/Informationen, zur Rekrutierung, bei Umfragen, zur einfachen Unterhaltung der User, usw. Kurz: Sie sollen alltägliche Aufgaben ohne großen Aufwand übernehmen.

Anwendungsbeispiele

Anschließend findet ihr einige ausgewählte Beispiele von Chatbots:

Resi

Der ehemalige Social-Media-Chef von WeltN24 veröffentlichte im Januar 2016 die Nachrichten-App Resi. Hierbei handelt es sich um einen Chatbot, der die aktuellsten News in jugendfreundlicher Form vermittelt. Die News können in Chatform von den Usern abgerufen werden. Dabei können allerdings nur vorgefertigte Antworten ausgewählt werden um Kommunikationsmissverständnisse zu vermeiden. Das Interface gleicht dem von WhatsApp und verwendet ebenfalls die Funktion Push-Benachrichtigungen an den User zu schicken, falls aktuelle News abgerufen werden können.

Brain

Der Chatbot Brain beschränkt sich auf die herkömmlichste Form: das Chatten. Den Usern ist es also möglich ganz normal eine Konversation via Chat zu führen. Allerdings antwortet anstatt eines anderen Users ein Bot. Schwächen in der Unterhaltung seitens des Bots bleiben aus. Dafür ist die Mirror-Funktion des Bots verantwortlich, die es ihm erlaubt aus den Antworten der mit ihm chattenden Usern zu lernen und diese falls nötig zu kopieren. Das Chatten mit Brain gleicht daher einem permanenten Lernprozess für den Chatbot.

Mica, the Hipster Cat Bot

Einer der Chatbots des Facebook-Messengers ist beispielsweise Mica, the Hipster Cat Bot. Der Chatbot bietet Informationen zu angesagten Locations, wie Restaurants, Cafés oder sonstigen hippen Gegenden, welche im Chat vom User abgefragt werden können. Da die Locations als Geheimtipps gelten, ruft der Chatbot die Route via GoogleMaps ab. Eine Voraussetzung für die Nutzung ist allerdings die Freigabe des eigenen Standorts, da Locations in der eigenen Nähe bevorzugt gefunden werden sollen. Die Abrufung der Informationen erfolgt hier durch einen Mix aus vorgefertigten Antworten zum Anklicken und vom User selbst verfassten Antworten.

JOBmehappy

Dieser Chatbot des Facebook-Messengers soll dabei helfen Stellenausschreibungen für die individuelle Berufs-Qualifikation der User zu finden. Das Ganze funktioniert wieder via Chat, in welchem die User ihre Stadt und beispielsweise ihren Studiengang eingeben. Der Chatbot ermittelt anhand der beiden Informationen Jobangebote, die sich in der angegebenen Stadt und im Qualifikationsbereich des Users befinden.

Swelly

Swelly ist ein Chatbot in Form einer Umfrage, der den Usern erlaubt sich zwischen zwei verschiedenen Bildern für das persönlich Ansprechendere zu entscheiden. Die Bilder können entweder von den Usern selbst oder auch von Firmen hochgeladen werden. Nachdem der User sich für ein Bild entschieden hat, wird ihm mitgeteilt, ob sich die Mehrheit der anderen User ebenfalls für dieses Bild entschieden hat oder nicht. Zwischen den Umfragebildern fragt der Chatbot immer wieder nach persönlichen Daten.

Existor

Das Unternehmen Existor bietet den Komfort, sich seinen eigenen Chatbot zu erstellen. Hierfür haben sie einen Algorithmus entwickelt, der an die entsprechenden Kunden weitergegeben wird. Große Firmen wie Sony, Volkswagen oder Warner Bros. haben dieses Angebot bereits zu Marketingzwecken genutzt. Als kleinen Vorgeschmack bietet Existor an, von ihnen erstellte Chatbots auf ihrer Website zu testen, indem man mit diesen ganz normal chatten kann.

Risiken von Chatbots

Chatbots sind nicht unumstritten. Der Hauptkritikpunkt ist das Thema Datenschutz, da in Chatbots meist ein für die User unübersichtlicher Datenaustausch stattfindet und häufig personenbezogene Daten abgefragt werden. Der spätere Umgang mit diesen abgefragten Nutzer-Daten und der Zweck der Datenerhebung bleibt dabei meist unklar. Werden die Daten gespeichert? Wie werden die verschlüsselt? Und wer hat alles Zugriff auf die Daten?

Ein weiteres Problem der Chatbots ist, dass User im „Gespräch“ mit ihnen häufig leichtfertig sensible Daten preisgeben. Der Kommunikationswissenschaftler Leonard Reinecke sagt über die Gefahr von Chatbots folgendes: „Das Konsum- und Kommunikationsverhalten kann beobachtet werden und die Nutzer zahlen so mit ihren Daten einen nicht monetären Preis für die bequeme Kommunikation.“ 

Fazit

Chatbots sind keine neue Erfindung, sondern nur ein Abbild von interaktiven Prozessen im digitalen Bereich, die schon seit Jahren betrieben werden. Die neuen Innovationen im Bereich der Chatbots sind die Messenger-Apps, die die Nutzung der Chatbots einer breiten Öffentlichkeit ermöglichen.

 

 

Katharina Precht & Kim Steinocher

Download Präsentation: chatbots_steinocherprecht

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